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Schon seit einigen Jahren wird daran gearbeitet, die Therapie von HIV-Patient:innen so unkompliziert wie möglich zu gestalten. Beispiel dafür ist das derzeit häufig eingesetzte „Single Tablet Regime“, bei dem mehrere Wirkstoffe in einer Tablette kombiniert sind. Da die Einnahme nur einmal täglich erfolgt, ist die Therapie für die Patient:innen wesentlich angenehmer, als jeden Wirkstoff einzeln einzunehmen.

Doch obwohl sie schon wesentlich verträglicher geworden sind, bringt jeder eingenommene Wirkstoff auch das Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen mit sich. Deshalb wurde begonnen, lediglich zwei Wirkstoffe in der Therapie des HI-Virus einzusetzen. Die Präparate „Juluca®“ (Wirkstoffe: Dolutegravir und Rilpivirin) und „Dovato®“ (Wirkstoffe: Dolutegravir und Lamivudin) beinhalten jeweils nur zwei Wirkstoffe und haben sich als „nicht unterlegen“ zu den Dreifach- oder Vierfachkombinationen herausgestellt.

Auch aus zwei Wirkstoffen bestehend, allerdings intramuskulär injiziert, wird die Kombination aus Cabotegravir (Vocabria®) und Rilpivirin (Rekambys®), welche beide gleichzeitig als Depotspritzen verabreicht werden. Da die Wirkstoffe nach der Injektion 2 Monate wirksam sind („long acting“), muss hier nicht an eine tägliche Einnahme gedacht werden. Cabotegravir allein hat seit 19.09.2023 unter dem Präparatnamen „Apretude®“ seine Zulassung als Päexpositionsprophylaxe (PrEP). Auch hier kann eine Injektion in 2-Monats-Rhythmus erfolgen.

Lenacapavir (Sunleca®) könnte ebenfalls als Depotspritze verabreicht werden. Da hier das Injektionsintervall allerdings bei 6 Monaten läge und bis jetzt kein anderer Wirkstoff bekannt ist, bei dem dieses Intervall ebenfalls eingehalten werden könnte, ist Lenacapavir leider noch nicht auf dem deutschen Markt zugelassen. Denn die HIV-Therapie mit lediglich einem einzigen Wirkstoff birgt ein zu hohes Risiko für eine Resistenzentwicklung der Viren gegenüber diesem Wirkstoff.

Diese Tatsache spielt zur Zeit auch eine große Rolle in der Entwicklung von „breit neutralisierenden Antikörpern“ ( broadly neutralizing Anti-Bodies, bnABs). Diese Abwehrmoleküle des Immunsystems werden von HIV-Infizierten gebildet, die zwar schon jahrelang das Virus in sich tragen, allerdings nicht therapiert werden. Es ist mittlerweile möglich, diese bnABs in großem Maße herzustellen und zu nutzen, da sie verschiedenste HIV-Varianten gut erkennen und unschädlich machen können. Allerdings ist die Produktion dieser Antikörper sehr teuer. Da auch hier die Gefahr der Resistenzentwicklung beim Einsatz mit lediglich eines Wirkstoffes besteht, müssten zwei oder drei verschiedene Antikörper eingesetzt werden und somit ist der Preis, den diese Behandlungsmethode kosten würde, noch nicht für den Markt geeignet. Würde man allerdings die Antikörper so entwickeln, dass sie nur zwei- bis dreimal im Jahr als Infusion verabreicht werden müssten, wäre der Preis schon wieder konkurrenzfähig.

Man sieht also, dass sich die medikamentöse HIV-Therapie gerade in viele verschiedene Richtungen entwickelt: die Reduktion von drei auf zwei Wirkstoffe, der Einsatz von Depotspritzen oder Implantaten zur langfristigen Freisetzung, Antikörpern und noch einige mehr. Deswegen wird es spannend, welche Neuentwicklungen in den nächsten Jahren auf dem Markt zu sehen sein werden.

Quelle: Jeffreys R, Pipeline Report 2023: Antiretroviral Therapy





 

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