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Virale Resistenztests sind meistens Plasma-basierte Resistenztest und werden standardmäßig vor Beginn einer HIV-Therapie durchgeführt, weil sie Aufschluss über das Vorhandensein von Resistenz-assoziierter Mutationen (RAMs) und Polymorphismen geben. Das bedeutet, man erhält dadurch Kenntnis darüber, gegenüber welchen Wirkstoffen Patient:innen resistent sind und für die Therapie werden dementsprechend andere Wirkstoffe ausgewählt. Um diese viralen Resistenztests erfolgreich durchführen zu können ist jedoch eine nachweisbare Viruslast von mindestens 300-500 Kopien/ml erforderlich. Unter diesem Wert steigt die Ausfallquote drastisch und unter 50 Kopien/ml sind Plasma-basierte Resistenztests nicht durchführbar.

Bei einer erfolgreichen HIV-Therapie liegt die Viruslast unterhalb der Nachweisgrenze, was bedeutet, dass die Viruslast unter 20-50 Kopien/ml liegt. Dadurch ist eine Resistenztestung mittels Plasma-basierter Resistenztests nicht möglich. In diesen Fällen könnte die provirale Resistenztestung eine Rolle spielen. Denn ein geringer Anteil der aktiv produzierenden HIV-infizierten Zellen gehen in einen sogenannten Ruhezustand (Latenz) über und entgehen somit den schnellen Zelltod. In diesem Ruhezustand sind sie durch die antivirale Therapie nicht zu erreichen, produzieren aber auch keine neuen Viruspartikel. Sie können durch Aktivierung jedoch freigesetzt werden und somit zu einem geringen Anstieg der Viruslast (Low-Level-Virämie < 200 Kopien/ml) führen. Bei diesen niedrigen Viruslasten stellt die provirale Resistenztestung also eine Möglichkeit dar, archivierte Resistenzen zu detektieren.

Jedoch spiegelt die Resistenzsituation in der proviralen DNA in der Regel nicht die aktuelle Resistenzsituation der plasmaviralen RNA wider, weswegen ein Plasma-basierter Resistenztest zu Beginn der Therapie nicht ersetzt werden kann, weil dieser weit überlegen ist. Die provirale Resistenztestung spielt jedoch eine Rolle bei Therapieumstellungen im suppressiven Setting bzw. bei Low-Level-Virämien, insbesondere wenn kein Resistenztest vor Therapiebeginn vorliegt, die Therapiehistorie lückenhaft ist oder keine historischen Resistenztests bei virologischem Versagen vorliegen. Dabei dient EDTA-Vollblut als Untersuchungsmaterial anstatt EDTA-Plasma. Die LOWER-Studie 2022 ergab, dass bei zwei Testungen mit einem Abstand von 3 Jahren sehr unterschiedliche Ergebnisse erzielt wurden.  So wurden teilweise historische Mutationen nur in der zweiten Messung nachgewiesen oder umgekehrt. Das könnte dadurch zustande kommen, dass selbst ein geringer Anstieg der Viruslast einen Einfluss haben kann auf die provirale Last, wodurch multiple, resistenzbedingte Therapieversagen zu einer deutlichen Umwälzung des proviralen Archivs führen können. Es kann Monate dauern, bis nachgewiesene Resistenzmutationen in der plasmaviralen RNA auch in der DNA in den Zellen des peripheren Blutes nachgewiesen werden können.
Zusammenfassend lässt sich also erkennen, dass die provirale Resistenztestung bei niedrigen Viruslasten eine gute Möglichkeit darstellt, archivierte Resistenzen zu erkennen und somit die Therapie zu optimieren.

Quelle: HIV & more 2/2023




 

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